•     11.03.2024 

„Das Evangelium wirkt in die Welt. Und deshalb ist es politisch.“

Württembergischer Landesbischof über das Verhältnis von Kirche und Politik, die AfD und die Wahlen im Jahr 2024

Württembergischer Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl  
Bild: © Gottfried Stoppel
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl hat in den vergangenen Wochen betont, die AfD sei für Christinnen und Christen nicht wählbar . Im folgenden Interview begründet er seine Haltung und spricht über weitere Fragen des Miteinanders von Kirche und Politik. Zugleich betont Gohl, dass in der Kirche alle Menschen willkommen sind, „auch Menschen, die die AfD wählen.“

Herr Landesbischof Gohl, sind Menschen, die die AfD wählen, in der Kirche willkommen?
Landesbischof Gohl: Selbstverständlich sind alle Menschen in der Kirche willkommen, auch Menschen, die die AfD wählen. Aber ich würde mir wünschen, dass wir in den Kirchengemeinden darüber einen Diskurs führen, und dass vielleicht auch ein AfD-Wähler oder eine AfD-Wählerin verstehen, dass die Haltung des Rechtsextremismus mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar ist.

Warum haben Sie mehrfach gesagt, dass die AfD für Christen nicht wählbar sei?
Landesbischof Gohl: Ich habe mir überlegt: Wie hätte ich in den 1930er Jahren entschieden? 1945 hat jeder gewusst: Die NSDAP kann man als Christ nicht wählen. Wir haben eine Entwicklung in der AfD von der rechtspopulistischen Partei zur rechtsextremen Partei. Und wenn man den Herrn Höcke hört, ist das eine so fundamentale Abwertung anderer Menschen, dass man da frühzeitig sagen muss: Für Christinnen und Christen ist das unvereinbar mit unserem Glauben. Und nichts anderes habe ich getan.

An welchen Maßstäben richten Sie Ihre Beurteilung aus?
Landesbischof Gohl: Für uns als Christinnen und Christen ist natürlich die Bibel der Maßstab. Und wenn man die Bibel liest, vom ersten bis zum letzten Kapitel, geht es immer auch um das Thema Gerechtigkeit. Es geht darum, dass es eben nicht egal ist, wie es deinem Nächsten geht! Damit haben übrigens die ersten Christen überzeugt, dass sie sich um alle gekümmert haben. Ob es ein geborener Römer, ein Christ, ein Jude oder einer war, der an heidnische Götter geglaubt hat: Völlig egal! Man hat ihm geholfen, weil das der Auftrag von Christus ist.

Gab es eine Reaktion der AfD?
Landesbischof Gohl: Auf meine erste Aussage hin, dass die AfD für Christen nicht wählbar ist, hat die Fraktion ein Statement abgegeben. Wie Extremisten sind: keine Argumente, sondern nur Drohungen. „Wir werden der Kirche das Geld abdrehen“. Und dann eine Lüge: „Die Kirchen haben da ihr Flüchtlings-Geschäftsmodell, das stellen wir in Frage.“ Das ist völliger Quatsch. Die Kirchen investieren viel, viel Geld, eigenes Geld, und viele Ehrenamtliche engagieren sich. Warum? Weil es der christliche Auftrag ist, sich um Geflüchtete zu kümmern.

Das komplette Interview auf elk-wue.de
der erste Teil des Interviews als YouTube-Video (Weiterleitung YouTube speichert u.U. Daten)
der zweite Teil des Interviews als YouTube-Video (Weiterleitung YouTube speichert u.U. Daten)

Quelle: Württembergische Landeskirche



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